Der 22-minütige Dokumentarfilm Melewet lässt teilhaben an der Geschichte von Gedeyon Abdissa, einem jungen Mann, welcher 2016 aus Äthiopien in die Schweiz geflüchtet ist und heute im Spital Sune-Egge in Zürich als Fachangestellter Gesundheit mit Drogenabhängigen und Obdachlosen zusammenarbeitet. Er erzählt von Gedeyons herausfordernden Weg in die Schweiz, seiner ebenso hindernisreichen Ankunft und seiner Arbeit mit Menschen, deren Geschichte er in mancher Hinsicht teilen kann. In Gedeyons Muttersprache Amharisch bedeutet Melewet «Wandel».
Prozess
Der Dokumentarfilm Melewet, mit Gedeyon als Protagonist, entstand im Rahmen eines dreiwöchigen Projekts zum Thema "Umkehr". Die Herausforderungen bei der Umsetzung bestanden darin, der Vielschichtigkeit einer Flucht im festgelegten engen Zeitrahmen des Projekts gerecht zu werden. Gleichzeitig liess mir die knappe Verfügbarkeit meines Protagonisten für den Dreh meines Filmes nicht viel Spielraum, ich hatte knapp zwei Tage, um Gedeyon zu begleiten.
Etappen der Flucht filmisch zu rekonstruieren war nicht möglich, daher illustrierte ich einige Themen mit fiktiven Szenen in der Schweiz, um Gedeyons Erfahrungen Raum geben zu können. Gedeyon mit seinen Erzählungen über seinen traumatischen Fluchtweg, die Ankunft in der Schweiz, die Furcht vor der Ausschaffung, die Anpassung und das Einleben unverfälscht ins Zentrum zu rücken, war mir ein tiefes Anliegen. So verzichtete ich auf die Aufzeichnung von nüchternen Fakten im Asylprozess.
Als besonders schwierige Aufgabe empfand ich, Gedeyon in dieser kurzen Zeit mit seinen traumatisierenden Erfahrungen konfrontiert zu sehen. Für den Filmschnitt war es notwendig, mich von den Grausamkeiten in Gedeyons Fluchtgeschichte zu distanzieren, um auf das Ziel des Films fokussiert zu bleiben.